Die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat Omalizumab zur Behandlung von IgE-vermittelten Anaphylaxien durch Nahrungsmittel ab dem ersten Lebensjahr zugelassen. Es ist somit das erste und einzige von der FDA zugelassene Medikament hierfür und läutet die Ära der Biologika-Therapien in der Nahrungsmittelallergie ein. Die FDA-Zulassung basiert auf positiven Daten der Phase-III-Studie OUtMATCH, in der Patientinnen und Patienten im Alter von einem bis 55 Jahren mit einer Allergie auf Erdnüsse und mindestens zwei weitere Nahrungsmittelallergene wie Milch, Ei, Weizen, Cashew, Haselnuss und Walnuss behandelt wurden. Wir alle kennen die erhebliche Beeinträchtigung der Betroffenen und ihrer Angehörigen durch die ständige Angst, eine lebensbedrohliche Anaphylaxie durch versehentliche Nahrungsmittelallergen-Exposition zu erleiden - vor allem, wenn Spuren von Allergen für die Auslösung ausreichen und somit eine vollständige Karenz kaum möglich ist. Bislang gilt, dass Patientinnen und Patienten, die Omalizumab gegen Nahrungsmittelallergien erhalten, weiterhin versuchen sollten, alle Nahrungsmittel zu meiden, auf die sie allergisch reagieren. Der Schutz bezieht sich dann auf die versehentliche Aufnahme von Spuren des Allergens. Dieses Credo scheint sich aktuell weiter zu verschieben. Ein italienisches Forscherteam konnte bei Kindern die Möglichkeit einer sicheren Aufnahme üblicher Mengen des Allergens erreichen. Hier tut sich also einiges auf dem Gebiet der Nahrungsmittelallergien und die Entwicklung der Allergologie bleibt spannend!
Spannend ist auch, dass die OUtMATCH-Studie vom US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) - einem Teil des National Institutes of Health (NIH) - gesponsert und finanziert wurde. Ein solches Sponsoring zeigt die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA, denn bei uns wäre eine solche Finanzierung durch die Behörden wohl kaum denkbar. Warten wir gespannt auf die zahlreichen Positionspapiere und Leitlinien, die zu dieser Thematik aktuell im Entstehen sind und hoffentlich bald erscheinen werden.
Abseits der Diskussion über die Behandlung der Nahrungsmittelallergie enthält die aktuelle Ausgabe wieder spannende Berichte aus unterschiedlichen Gebieten der Allergologie: So beschäftigt sich ein Beitrag von P. Werminghaus et al. mit der Rolle der optimalen Allergendosis in der Allergen-Immuntherapie (Seite 36). Eine weitere lesenswerte Arbeit von B. Suwa setzt sich mit Heinrich Quincke und seiner Rolle in der Sozialhygienebewegung auseinander (Seite 42). Unbedingt lesenswert ist das Positionspapier der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) zu Impfungen unter Dupilumab (Seite 26). CME-Punkte können Sie in diesem Heft mit dem Positionspapier „Neue Nomenklatur allergischer Erkrankungen nach EAACI-Standard“ (EAACI, European Academy of Allergy and Clinical Immunology) sammeln (Seite 16). Im vierten Teil dieser Executive Summary eines EAACI-Positionspapiers geht es um die Allergien vom Typ V-VII.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe des Allergo Journal!
Prof. Dr. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden
Prof. Dr. Thilo Jakob, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Universitätsklinikum Gießen, UKGM
Prof. Dr. Dr. Wolfram Hötzenecker, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Kepler Universität, Linz
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