Den Einschlusskriterien entsprachen 128 Patienten (57 konservativ, 71 operativ). Davon konnten 91 Patienten mit einem durchschnittlichen Follow-up von 3,4 (1,9–4,5) Jahren nachuntersucht werden. 112 Patienten wurden aufgrund der unter Material und Methoden genannten Ausschlusskriterien ausgeschlossen. Das Kollektiv bestand zu 66 % aus Frauen und 34 % aus Männern. In 43 Fällen war die rechte Seite betroffen und in 40 Fällen die dominante Seite. Im Schnitt war das Kollektiv 62 (Range: 19–87) Jahre alt, wobei das Durchschnittsalter in der konservativen Gruppe höher lag (64 vs. 60,5 Jahre). Auffällig war, dass die Patienten mit Nagelosteosynthese einen deutlich höheren Altersdurchschnitt aufwiesen mit 71,6 Jahren. Im Schnitt hatten alle Patienten einen BMI von 27,75 (Range: 18,5–44) kg/m2. 17 % (n = 16) des Kollektivs waren Raucher. Die häufigsten Unfallursachen waren Stürze aus geringer Höhe, Verkehrsunfälle und Sport/Freizeitunfälle. 3 Patienten waren polytraumatisiert. Die Verweildauer im Krankenhaus betrug durchschnittlich 5,2 (Range 0–21) Tage (konservativ: 2,4; operativ 7,9 Tage), wobei die Operation im Schnitt nach 3,8 Tagen durchgeführt wurde. In allen Fällen lag ein geschlossener Weichteilschaden vor.
Konservative TherapieNachuntersucht werden konnten 41 konservativ behandelte Patienten. Als primäre Retentionsform erhielten 38 (92,7 %) der Studienteilnehmer einen Gilchrist-Verband, 2 ein Thoraxabduktionskissen und einem Patienten wurde ein Desault-Verband angelegt. Das Augenmerk wurde auf einen frühen Beübungsbeginn gelegt. Im Schnitt betrug die vollständige Ruhigstellung 10,5 ± 7,7 Tage. Eine partielle Ruhigstellung (überwiegend zur Nacht) wurde im Mittel für 5,5 Wochen durchgeführt. Ab der 3. Woche wurde mit aktiv assistierter Beübung begonnen.
Das durchschnittlich ermittelte Bewegungsausmaß betrug: Abduktion 139°, Anteversion 148°, Innenrotation 85°, Außenrotation 51°. In den Scores wurden im Schnitt im VAS Schmerz 0,9 Punkte (aus 10 Punkten) und im SSV 86 Punkte von 100 Punkten erzielt. Das Ergebnis des relativen CMS betrug 88,8 % und des absoluten CMS 70,7 Punkte. Im DASH zeigten sich durchschnittlich 16,5 Punkte.
Zu einer Operation war 8 Patienten geraten worden. Ausnahmslos alle Patienten zeigten sich mit der gewählten Behandlung zufrieden und gaben an, sich wieder einer konservativen Behandlung zu unterziehen.
Operative TherapieHierbei handelte es sich um 17 2-Part-, 22 3-Part- und 11 4-Part-Frakturen nach Neer. Die Neer-Kriterien waren in 47 Fällen erfüllt. Das durchschnittlich ermittelte Bewegungsausmaß betrug: Abduktion 119°, Anteversion 126°, Innenrotation 88°, Außenrotation 40°. In 18 % (n = 9) der Fälle wurde die Nagelosteosynthese durchgeführt. 41 Patienten erhielten eine Plattenosteosynthese.
In den Scores wurden im VAS Schmerz 1,8 Punkte aus 10 Punkten und im SSV 72 (Platte [P]: 73; Nagel [N]: 72) Punkte von 100 Punkten erzielt. Das Ergebnis des absoluten CMS betrug 63,5 (P: 64,9; N: 56,7) Punkte und des adaptierten CMS 79,9 (P: 80,9; N: 75,2) %. Im DASH zeigten sich durchschnittlich 24,2 (P : 24,1; N: 24,2) Punkte. In keinem Bereich zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Nagel- oder Plattengruppe (p > 0,05). Die Ergebnisse sind im Vergleich zur konservativen Therapie in Abb. 2 dargestellt.
Abb. 2Vergleich zwischen konservativer und operativer kopferhaltender Therapie: a Vergleich des Bewegungsumfangs in Grad. b Vergleich der Scoreergebnisse in Punkten (SSV Subjective Shoulder Value, DASH Disability of Arm, Shoulder and Hand Questionnaire, CMS Constant Murley Score)
Die Gesamtkomplikationsrate betrug 20 %. Diese beinhalteten: postoperatives Hämatom (n = 1), Humeruskopfnekrose (n = 10), Infekte (n = 1), Schraubenperforation (n = 10), Pseudarthrose (n = 1), Implantatversagen (n = 1) und Nagelhochstand (n = 1). In 2 Fällen musste eine operative Revision (Implantatversagen und Reosteosynthese, Infektdébridement) durchgeführt werden. Elf Patienten stellten sich im Verlauf zur Implantatentfernung mit Narkosemobilisation (Philos n = 10, MultiLoc n = 1) erneut vor. Beim Vergleich Verläufen mit und ohne Komplikationen zeigten sich keine Unterschiede bezüglich Frakturmorphologie, radiologischen Kriterien oder Alter der Patienten. Lediglich die Wartezeit bis zur Operation war in der komplikationsbehafteten Gruppe höher (4,85 vs. 3,6 Tage). Im Vergleich zeigte sich ein tendenziell besseres Abschneiden ohne Komplikationen, jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen (Komplikationen vs. keine Komplikationen) in den klinischen Ergebnissen.
Radiologische AuswertungInsgesamt waren in 88 Fällen die Neerkriterien erfüllt. In 3 Fällen bestand eine Luxationsfraktur. Diese Patienten wurden ausnahmslos operativ versorgt. Im untersuchten Kollektiv gab es keine Head-split-Komponente. Bei den operativ versorgten Patienten war in 7 Fällen das mediale Scharnier intakt und das Kalkarsegment (metaphysäre Extension) im Schnitt 10,5 mm lang.
Im Subkollektiv der 41 konservativ Behandelten hatten nach den Kriterien von Neer 16 (39,0 %) Patienten eine dislozierte Fraktur und 25 (61,0 %) eine nicht oder geringfügig dislozierte Fraktur (Neer 1). Eine Fraktur (1,8 %) betraf das Collum anatomicum und 2 (4,9 %) Frakturen das Collum chirurgicum. Frakturen der Gruppe IV nach Neer kamen bei 8 (19,5 %) Patienten vor und Frakturen der Gruppe IV/V in 12,2 % (n = 5) der Fälle (Abb. 3). In 8 Fällen war das mediale Scharnier intakt.
Abb. 3Proximale Humerusfraktur nach einem Sturz bei einer 79-jährigen Patientin: konservative Therapie. (a) a.p. Röntgen-Aufnahme der linken Schulter umgehend nach Trauma. (b) a.p. Röntgen-Aufnahme der linken Schulter: Verlaufskontrolle drei Wochen posttraumatisch mit deutlich verbesserter Stellung
Im operativen Subkollektiv zeigte sich eine andere Verteilung. Nach Neer zeigten sich 3 Typ-I-, 16 Typ-II-, 19 Typ-IV-Frakturen. Typ-V- und -VI-Frakturen kamen in weiteren 12 Fällen vor. Insgesamt waren es 17 2-Part-Frakturen, 22 3-Part- und 11 4-Part-Frakturen.
Im gesamten Kollektiv entwickelten 10 Patienten eine Humeruskopfnekrose (3 konservative, 7 operative Humeruskopfnekrosen).
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